In meinem heutigen Beitrag möchte ich einmal die Perspektive wechseln und aus der Sicht auf das Thema PLM schauen, auf die es eigentlich ankommt. Es geht um das „P“ in PLM – das Produkt. PLM ist ja kein reiner Selbstzweck von Softwareentwicklern, sondern im Zentrum des Interesses steht das Produkt und nicht die Software, die zu dessen Verwaltung angeschafft wird. Somit stellt doch die Innovation des Produktes eine der größten Herausforderungen dar, mit denen PLM umgehen muss und für die dieser Managementansatz und dann natürlich auch die dazugehörigen Softwaresysteme weiterentwickelt werden müssen. Schnelle, einfache Anpassbarkeit und Flexibilität in der Datenmodellierung und Prozessabbildung ist dabei unabdingbar.
Nun könnte man allein über die Produktinnovation in einer dedizierten Branche seitenlange Artikel schreiben. Man denke dabei nur an Hybrid- oder Elektroantriebe im Automobilbereich oder an dieses “Internet”, von dem man in der letzten Zeit immer soviel liest und hört. Und welche Produkte kommen heute überhaupt noch ohne Software aus. Diese definiert in immer größerem Maße viele Produkte und nimmt nicht selten bereits einen höheren Stellenwert am Gesamtprodukt ein als die klassische mechanische Konstruktion. Der geneigte Leser mag mal sein Smartphone in die Hand – wie groß ist hier die Verteilung der Funktionalität zwischen den mechanischen Komponenten und der Software?
Eine weitere Innovation ist die Kopplung des physischen Produktes mit Serviceleistungen oder Dienstleistungen. Das trifft gerade in Branchen zu, in denen die Produkte sich ähneln, aber Service und Supportdienstleistungen ein klares Differenzierungsmerkmal vom jeweiligen Wettbewerb sind. Eine hervorragende Veröffentlichung dazu gibt es von der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg, die sich die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche näher unter diesem Aspekt angesehen haben.
Ein dritter Trend ist eine immer fortschreitende Tendenz zur Individualisierung und Variantenvielfalt, um Kundenwünschen und Marktbedürfnissen gerecht zu werden. Paradebeispiel ist hier die Automobilindustrie. Nur mit dem papiernen Hochglanzprospekt ist doch keiner mehr in der Lage, in endlicher Zeit die Abhängigkeiten und die Vielfalt von Ausstattungslinien und Sonderzubehör aufzulösen und ein Mittelklassefahrzeug zu konfigurieren. Die Zahl der Varianten ist schier immens. Und der Verwaltungsaufwand beim Hersteller? Nennen wir es mal eine sportliche Herausforderung.
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich habe ja bereits „angedroht“, dass noch weitere Artikel folgen werden.
Aber diese Produktinnovationen sollten von diesem Ding namens PLM unterstützt und nicht behindert werden. Zum einen verlangt das natürlich nach Strategien und Lösungen. Welche PLM-Methoden, PLM-Prozesse, PLM-Datenmodelle sind geeignet, um diese Produktinnovationen zu unterstützen? Oder sogar noch voranzutreiben, ein innovatives PLM-Umfeld für innovative Produkte und Lösungen zu schaffen. Zum anderen wird sich an dieser Messlatte die Spreu vom Weizen trennen. IT-Trends nur um des Hypes willen werden in der Versenkung verschwinden. Wenn sie aber für eine Umgebung für die Entwicklung von innovativeren Produkten bieten, dann werden sie Teil eines PLM-Portfolios werden.