Virtuelle Welten auf der Hamburg Social Media Week

In der vergangenen Woche habe ich mal wieder einen Blick über den PLM – Tellerrand gewagt. In Hamburg fand die Hamburg Social Media Week statt und eine Veranstaltung hatte mein Interesse geweckt: „Hamburgs virtuelle Welten: Was entsteht hier an Virtual Reality?“. Virtual Reality? Ist das nicht im PLM-Kontext ein alter Hut? Ich kann mich an meine Anfänge als Junior Consultant am Anfang des Jahrtausends bei einem europäischen Flugzeughersteller erinnern. Dort gab es schon zu dieser Zeit eine Arbeitsgruppe „Augmented Reality“. Dinge wie digitale Mockups waren zwar noch immer eine Herausforderung für die Rechnertechnik, aber doch auch kein Hexenwerk mehr. Heute sind DMUs und eine virtuelle Produktentwicklung eher Standard als Ausnahme. Daher war ich gespannt, ob ich neue Anregungen auf dieser Veranstaltung gewinnen kann.

Auf dem Podium wurden drei Protagonisten der Hamburger Digitalwirtschaft vorgestellt. Die Hamburger Kreativ Gesellschaft hatte Fabio Buccheri, Gründer & CEO von NOYS – VR MUSIC, Julian Weiß, Gründer & CEO von headdraft und Simon Graff, VR-Experte und Berater zu einem Podiumgespräch geladen. NOYS – VR MUSIC ist eine Plattform für virtuelle Konzerte von aufstrebenden Musikern. Der Künstler kann sich seine Konzertumgebung selber bauen. Besucher kommen dieses Konzert in der Virtualität besuchen und können und mit den Musiker interagieren. Headdraft möchte die Produktionsprozesse in der Filmindustrie virtualisieren und somit neue kreative Ansätze erlauben und die Kosten senken. Simon Graff ist als Berater tätig und kann als alter VR-Hase auch in seiner Freizeit nicht davon lassen. Er entwickelt mit Freunden zusammen ein Spiel, das in der Cyberpunkwelt angesiedelt ist. All dies ist jetzt nichts, was einen direkten und offensichtlichen Bezug zum PLM hat, aber folgende Gedankenspiele sind doch einige Überlegungen wert.

Die virtuelle Welt

Fabio stellte dar, dass die Hardware, die auf der Konsumentenseite notwendig ist, überhaupt erst seit vielleicht 18 Monaten verfügbar ist. Die meisten kennen ja diese nette Werbung, als Papa den Helden gibt und seiner kranken Tochter das Konzert der Lieblings-Boyband aufnimmt und sie es mit der VR-Brille doch irgendwie miterleben kann. Wir stehen hier also am absoluten Anfang einer technologischen Entwicklung und jeder weiß, wie groß Entwicklungssprünge in der IT gerade in der Phase sein können. Wie technologisch ausgereift werden diese Endgeräte erst in drei oder in fünf Jahren sein? Und welche immense Verbreitung werden sie haben?

Das wird dazu führen, dass diese Devices auch in der Produktentwicklung ein ganz normales Werkzeug werden und damit unsere DMU um eine ganze interaktive Dimension erweitern. Und das gerade junge Nachwuchskräfte in der Industrie ganz natürlich davon ausgehen, dass sie diese Geräte auch in Ihrer Arbeit einsetzen können. Oder das sich Startups gründen und genau in diesem Feld der Produktentwicklung tätig werden. So wie es Julian in der Filmindustrie tut.

Ein weiterer Aspekt dieser Virtualisierung ist die Ausbildung. Training im Service oder in der Montage können entweder frontal per Powerpoint-Folien und gedruckter Manuals erfolgen oder interaktiv in der virtuellen Welt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einem solchen virtuellen, alle Sinne ansprechenden Training vor Langeweile einschlafen kann. Gleichzeitig erschließen sich hier weitere Möglichkeiten, auch Prozess- und Methodenwissen zu schulen. Zum Beispiel könnte man Prozesse aus Qualitätsmanagement in einer virtuellen Trainingsumgebung richtiggehend erlebbar machen. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig.

Und zu guter Letzt ging mir noch das folgende Szenario durch den Kopf. Die Virtualität wird als zusätzlicher Bestandteil des Produktes gesehen und muss parallel dazu mitentwickelt werden. Sie wird Teil der Produktstruktur des Verkaufsartikels und ergänzt diesen um etwas, was es heute noch gar nicht so richtig gibt. Dann müssen Entwicklungsprozesse synchronisiert werden und Betrieb sowie  Service der virtuellen Welt gewährleistet werden.

Allen drei Szenarien ist gemeinsam, das es eine klare Verbindung zum PLM gibt. In allen Fällen werden digitale Produktdaten benötigt oder diese um weitere Bestandteile angereichert. Ebenso wie PLM-Prozesse sich dahingehend ausrichten müssen, diese virtuellen Welten zu nutzen oder zu unterstützen. Manch ein Leser wird jetzt vielleicht denken, dass diese Schlussfolgerungen etwas weit hergeholt sind. Das mag durchaus sein. Aber denken wir mal vielleicht 20 Jahre zurück. Wurde 3D-CAD damals nicht ähnlich bewertet? Ich freue mich auf eine Ihre Meinungen in den Kommentaren.

 

 

 

  

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