Innovative Schulungskonzepte im PLM: E-Learning

PLM E-LearningNachdem die Rubrik “PLM-Talk” in der letzten Zeit diesen Blog dominiert hat, möchte ich jetzt wieder etwas aus dem Erfahrungsschatz der Projektarbeit teilen. Wir sprechen ja alle von der Digitalisierung und den ganzen “xyz 4.0”, die als Marketingschlagworte dafür dienen. Das macht natürlich auch nicht vor der Wissensvermittlung halt. Gerade in den regulierten Branchen wie der Medizintechnik oder der Luftfahrtindustrie ist es unabdingbar, dass vor der Nutzung von Geräten, Methoden und Prozessen die Mitarbeiter trainiert und eingewiesen werden. Das betrifft natürlich auch das PLM Toolset, denn im diesen sind ja viele Engineeringsprozesse abgebildet und die Software ist Begleiter der täglichen Arbeit. Und unabhängig von der normativ geforderten Schulungsquote ist es auch sonst eine gute Idee, zukünftige Anwender eines neuen PLM Moduls zuerst darauf zu schulen, bevor man es in die produktive Nutzung entlässt.

Neben den klassischen Trainings in einem Schulungsraum mit einem mehr oder minder gut vorbereiteten Trainer und einer überschaubaren Anzahl von Teilnehmern setzt sich in den letzten Jahren eine digitale Form der Wissensvermittlung durch: das E-Learning. Ich gebe unumwunden zu, dass ich sehr skeptisch war, ob so ein komplexes Thema wie z.B. ein Change-Prozess mit ein paar automatisch animierten Powerpoint-Folien ausreichend gut geschult werden kann. Aber ich musste mich eines besseren belehren lassen. Ein E-Learning ist ganz sicher nicht nur ein “Folien-Film” und man kann auch PLM im E-Learning vermitteln. Aber was ist dabei unbedingt zu beachten?

Qualität des E-Learnings

Aus meiner Erfahrung heraus ist auf diesen Punkt das größte Augenmerk zu legen. Professionell erstellte E-Learnings haben mit animierten Powerpoint-Folien oder abgefilmten “ich klickmalhierhinunddanndahin”-Screencasts so gar nichts zu tun. Ein E-Learning für ein PLM-Modul soll nicht unterhalten wie ein youtube-Letsplay, sondern Wissen vermitteln. Unser Auge ist geschult darin, visuelle Unzulänglichkeiten sofort zu erkennen und diese dann als störend zu klassifizieren. Gute E-Learnings zeichnen sich durch eine kreative grafische Umsetzung aus und durch etwas, was bei den E-Learningsprofis “pixelgenaues Arbeiten” heisst. Erst beides gemeinsam ergibt einen ansprechenden Gesamteindruck. Nutzen Sie doch diese künstlerische Freiheit auch für ein wenig Motivation für die zukünftigen Anwender. Haben sie keine Angst, hier auch mal richtig auf die Pauke zu hauen und Wege, wie man sie eher aus der Werbung kennt, zu gehen.

Der zweite sehr gern vernachlässigte Teil des E-Learnings ist die Tonspur. Achten Sie hier auf die sprachliche Qualität der Sprechertexte. Ich konnte dabei lernen, dass sich geschriebene Texte   nicht immer gesprochen auch gut anhören. Man neigt dazu, in der Schriftform eher längere Sätze zu schreiben und in Schachtelsätzen zu formulieren. E-Learning-Profis werden Ihnen dabei helfen, das in einen gut sprech- und hörbaren Text zu wandeln. Und verwerfen sie den Gedanken, den Text selber sprechen zu wollen (es sei denn, sie sind nebenberuflich Synchronsprecher oder lesen im Radio die Nachrichten vor). Die qualitative Aufwertung des E-Learnings durch eine professionellen Sprecher und durch eine Aufnahme in einem Tonstudio ist immens.  Das war für mich der größte Lerneffekt mit diesem E-Learningszeug, wie wichtig die Qualität der Tonspur ist. Erst sie macht das Produkt E-Learning zu etwas, was gern von den zukünftigen “E-Learnern” angeschaut und angehört wird. Und ein kleiner Hinweis noch: Nutzen Sie doch die Tonspur als Projektmarketingmaßnahme. Kein Mensch weiß in Deutschland, wie sich die echte Stimme von Bruce Willis anhört. Seine Synchronstimme kennt aber fast jeder. Und jetzt stellen Sie sich vor, dass “ihr” Change-Management E-Learning von Bruce Willis gesprochen wird. Yippie Yah Yei Schweinebacke!

Der Business Case

So ein E-Learning ist nicht kostenlos zu bekommen, das ist klar. Daher muss betrachtet werden, in welchem Verhältnis Kosten und Nutzen gegenüberstehen und ob sich ein E-Learning auch kommerziell rechnet.

An einmaligen Kosten und Aufwänden (intern oder extern) fallen an:

  • Erstellung des Storybords und der Sprechertexte
  • Animation/Programmierung der grafischen Umsetzung
  • Lizenzen für Video und Foto
  • Professioneller Sprecher und die Tonstudiomiete
  • Hosting and Lizenzen für das Trainingsmanagementsystem
  • Infrastruktur für e-Learner (Rechner mit Kopfhörer)
  • Opt: Kosten für Übersetzung bei mehrsprachigen E-Learnings

An Nachfolgekosten müssen sie an Änderungen im Produktlebenzyklus des E-Learnings denken. Prozesse und Tools können sich ändern, dann muss auch das E-Learning angepasst werden.

Aus der Seite des Einsparpotentials gegenüber dem klassischen Präsenztraining steht:

  • Keine Limitierung bei der Anzahl der Teilnehmer
  • Keine zeitliche und örtliche Einschränkung der Teilnehmer
  • Lerntempo kann von jedem E-Learner selbst bestimmt werden
  • Kein Vorhalten von Trainingsräumen und sonstiger -infrastuktur
  • Kein externer oder interner Trainer nötig
  • Einsparung im Support (E-Learning kann beliebig oft wiederholt werden, dient als Knowledgebase)
  • Barrierefreiheit ist gegeben, wenn Tonspur auch als Untertitel eingeblendet werden kann
  • Erhöhung der Prozessischerheit durch höhe Schulungsquote (nur wer das E-Learning absolviert hat, bekommt Freischaltung für das Modul)
  • Positive Effekte für das Projektmarketing

Was es sonst noch zu sagen gibt

Der klassische Nachteil eines E-Learnings soll natürlich nicht unerwähnt bleiben. Die direkte Kommunikation zwischen einem Trainer und der Schüler ist nicht möglich. Folgende Maßnahmen können dieses Manko aber mildern.

PLM SprechstundeRichten Sie regelmäßige Sprechstunden ein, in denen sie persönlich für Fragen von E-Learnern zur Verfügung stehen. Damit fangen sie diejenigen auf, deren Fragen nicht vollständig im E-Learning beantwortet werden konnten.  Machen Sie keine Kompromisse in der Qualität des E-Learnings, weder in der Grafik, noch beim Ton. Niemals. Arbeiten Sie in die E-Learnings an passenden Stellen Verständnisfragen ein, die der E-Learner beantworten muss. Er bekommt dann anhand der Ergebnisse eine Rückemeldung darüber, ob er den Stoff verstanden hat.  Schließen Sie das E-Learning mit einer eher anspruchsvollen Prüfung ab. Verschenken Sie nicht einfach das Trainingszertifikat. Das sorgt dafür, dass das E-learning nicht nur schnell durchgeklickt wird. Sie haben mit Ihrem E-Learning ein Premiumprodukt, das sollte sich auch in der Prüfung wiederspiegeln.

Das waren meine Erfahrungen mit E-Learnings im PLM-Bereich. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Schulungen in die digitale Welt. Und ich kann ihnen versprechen: Das macht auch noch Spaß.

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